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Ist Fasten eine Wunderdiät?

Fasten ist so eine Sache. Einige machen es aus religiösen Ansichten, Andere möchten abnehmen, wieder Andere möchten ihren Körper reinigen und entgiften. Wenn man das Fasten als Diät betrachtet, gibt es recht verschiedene Ansätze. Viele schwören auf das 16/8 System, einige kommen besser mit 5/2 zurecht, momentan ist 36 Stunden Fasten bei TikTok im Trend. 

Die Frage ist jedoch: Funktioniert es? 

Ok, es gibt noch viel mehr Fragen dazu. Welche Methode ist die Beste? Wieviel Wissen brauche ich, um das alles zu verstehen? Was passiert, wenn ich einschlafe und mein Zeitfenster für das Essen eine Stunde kürzer ist? Darf ich wirklich alles essen? 

Wir fangen mal ganz langsam an. 

Das ist Fasten 

Fasten heißt immer, dass du für einen bestimmten Zeitraum nichts isst. Das ist auch die einzige Regel. 

16:8? 16 Stunden nichts essen und dann hast du 8 Stunden Zeit, um zu essen, was du willst. 

5:2? 5 Tage normal essen und 2 Tage fast gar nichts essen und die Kalorienzufuhr auf 500 bis 800 kcal drücken. Auch wenn es im ersten Moment viel klingen mag – das ist ein Big Mac. Für den ganzen Tag. 

Der neueste Trend hingegen ist 36 Stunden fasten. Nach deinem Abendessen gehst du also schlafen, isst anschließend den ganzen Tag nichts und trinkst ausschließlich Wasser und ungesüßten Tee und darfst dann am Tag darauf zum Frühstück erst wieder etwas essen – aber auch nur für 12 Stunden und dann geht’s wieder von vorne los. 

Erklärt wird das ganze dadurch, dass der Blutzucker sinkt, Ketone gebildet werden und dadurch ein Wachstumshormon ausgeschüttet wird, was die Fettverbrennung ankurbelt. Da man allerdings nichts isst, wird das gelagerte Fett verbraucht und man nimmt ab. Dazu gibt es auch eine Studie, die das ganze belegt. 

Klingt klug, oder? 

Deswegen funktioniert es wirklich 

Fasten funktioniert, weil du weniger Zeit hast zu essen. Du isst automatisch weniger und deswegen nimmst du ab. Klar, die Sätze klingen schlau und es stimmt auch, aber es ist einfach nur eine wissenschaftliche Erklärung für das, was passiert, wenn du weniger isst. 

Es gibt viele, die das Fasten immer wieder als eine Wunderwaffe in der Ernährung darstellen. „Wenn jede andere Diät versagt, probier das!“ 

Sie erklären dir, dass nach einer gewissen Zeit ein magisches Fenster aufgeht und im Körper ganz tolle Sachen passieren. 

Doch was es im Endeffekt wirklich ist, ist einfaches Kaloriendefizit – worauf jede Diät aufgebaut ist. Du isst weniger, dein Körper holt sich die Energie aus deinen Reserven. Bei einer Diät kannst du deinen Kalorienverbrauch pro Tag berechnen oder auch pro Woche. Kalorien werden im Körper in Energie umgewandelt oder als Reserve angelegt. Kalorien kennen keine Zeit. Dazu ein kurzes Rechenbeispiel: 

Du isst normalerweise in einer Diät 2.000kcal am Tag und machst diese Diät 1 Woche lang. In der Woche hast du also 14.000 kcal zu dir genommen. 

Du machst 36/12 Fasten und isst an jedem zweiten Tag, dafür aber etwas mehr – denn du bist hungrig, also 3.500kcal. Gehen wir die einzelnen Tage durch 

  • Montag: 3.500kcal
  • Dienstag: 0kcal 
  • Mittwoch: 3.500kcal
  • Donnerstag: 0kcal 
  • Freitag: 3.500kcal
  • Samstag: 0kcal 
  • Sonntag: 3.500kcal

Gesamt: 14.000kcal 

Du hast jetzt also die Wahl: Wirst du jeden zweiten Tag hungrig und schlecht gelaunt durch die Gegend ziehen, oder isst du bewusst etwas weniger und bist bei deiner Ernährung achtsamer? Du wirst am Ende auf das gleiche Ziel kommen. 

Aber was ist mit dem Blutzucker, den Ketonen und den niedrigeren Entzündungswerten? Kommt durch weniger essen genau so. Einige Lebensmittel sind entzündungshemmend und andere entzündungsfördernd. Isst du generell weniger, isst du auch weniger entzündungsfördernde Sachen. Isst du weniger, bleibt dein Blutzucker niedriger. So funktioniert Ernährung – egal ob Fasten, Diät oder Alltag. 

Wie gesagt: Kalorien kennen keine Zeit und keinen Tagesplan. Es ist tatsächlich egal ob du Frühstück isst oder ob du zum morgens eine Pizza essen willst. Wenn es für dich klappt – mach weiter! 

Der „Fakt“, dass Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ist, wurde von Herrn Kelloggs in die Welt gesetzt, der gerne seine Cornflakes verkaufen wollte – die zum Frühstück gegessen werden. Im Endeffekt geht es um Nährwerte und Routinen, die wir uns selber aufbauen. 

Fasten funktioniert also, aber nicht wegen irgendeinem besonderen Hormon was genau nach 16 Stunden und 37 Minuten ausgeschüttet wird. Es funktioniert, weil du weniger Zeit zum Essen hast. Die ganzen Leute auf Social Media und in den Podcasts, die eine bestimmte Methode in höchsten Tönen anpreisen, wollen im Endeffekt nur eins: ihr Kochbuch verkaufen. 

Der Markt für Diäten ist riesig und wenn man nur am lautesten schreit, dass man ein Wundermittel entdeckt hat und dabei viele schlaue Wörter wie Insulin, Ketone oder Wachstumshormon durch die Gegend wirft, wird es immer irgendjemanden geben, der dieses Programm oder Buch kauft – auch wenn es nur darum geht, weniger zu essen. 

Übrigens, wusstest du, dass ich auch ein Kochbuch geschrieben habe? Es geht dabei nicht um Diäten, sondern was die Nährstoffe mit dir und deinem Kopf machen. Bei Google und Apple in den Apps gibt es das auch als eBook, sodass du kostenlos die ersten Seiten lesen kannst.