Jeder hat im Alltag seine lästigen Angewohnheiten. Einige rauchen, andere trinken mal etwas zu viel, Kaffee mit Milch und Zucker darf auch nicht fehlen. Hier etwas Fast Food, dort ein paar Snacks und schon vermehren sich die Pfunde oder es geht einem einfach – körperlich und mental – schlecht. In den letzten Jahren gab es dann immer wieder Diäten, die man zwischendurch eingeschoben hat – entweder im Frühjahr, um den Standkörper wieder zu erlangen, oder im Herbst – um zu Weihnachten vor Familie und Freunden wieder in guter Form zu sein.
Die Gewohnheit der schlechten Angewohnheit wurde kurzzeitig unterbrochen und man hatte direkt wieder ein gutes Gewissen. Ähnlich sieht es mit der Detox Kur aus. Einige schwören auf Flohsamenschalenpulver – ein Wort, dass es wirklich nur in der deutschen Sprache geben kann, während andere auf Smoothie Detox setzen.
Die Frage ist jedoch, sind Detox Kuren wirklich gesund oder maskieren sie nur unseren ungesunden Alltag?
Was ist eine Detox Kur?
Detox ist die kurze Form von Detoxifikation, also Entgiftung. Die Gifte in unserem Körper sind dabei meist Koffein, Nikotin, Alkohol oder Zucker – alles Stoffe die wir (einige mehr, einige weniger) mit Genuss verbinden.
Dazu zählen aber auch Sachen wie Dioxine, also Umweltgifte, die in der Stahlproduktion oder bei einem Hausbrand entstehen können. Dioxine wurden in Tierversuchen untersucht, wobei chronische Störungen des Immun- und Nervensystems im Fett von Fischen, Säugetieren und Vögeln auftraten.
Das Problem daran ist, dass Dioxine durch Abwasser und Flüsse in den Wasserhaushalt gelangen und so auch in unserer Nahrung landen.
Bei einem Detox – egal ob durch Smoothies, Pulver, Pillen, Fasten oder sonstigem, werden vorsätzlich die Gifte, die wir uns bewusst zuführen, ausgeschwemmt. Fettlösliche Stoffe wie Dioxine werden durch Fettabbau freigesetzt und die Konzentration dieser Substanzen im Blut steigt an, ohne zu wissen, welche Langzeitfolgen dies haben kann.
Die eigentliche Idee ist es, dass auch gesunde Menschen gelegentlich ihren Körper entgiften sollten – so beschreiben es zumindest die Marketing Texte der Säfte, Kochbücher und Kuren. Dabei werden als Gründe meistens Umweltbelastungen, ungesunde Ernährung und Verhaltensweisen genannt, wodurch sich „Schlacke“ im Körper ansammelt.
Das witzige daran? Der Begriff Schlacke, entschlacken wird genauso oft genannt wie Gift und entgiften – aber nie wirklich erklärt, was das eigentlich ist. Ebenso ist es den Anbietern unklar, welche Giftstoffe sich im Körper ansammeln und wie der Smoothie diese denn entfernen sollte.
Die Behauptungen sind meistens sehr unkonkret, denn es existieren keine Studien, die eindeutig beweisen, woraus die „Schlacke“ besteht oder wie der Detox diese entfernen könnte (nachzulesen hier, hier und hier). Dies ging bereits so weit, dass der Bundesgerichtshof sich mit Detox Tee befasste und auch das Landgericht Hamburg ein Urteil gesprochen hat.
Ist Detox eine Lüge?
Irgendwie schon. Jeder Mensch nimmt jeden Tag in irgendeiner Form Gifte zu sich. Allerdings hätten wir nicht so lange überlebt, wenn der Körper keine Methoden hätte, selbst zu entgiften. Leber, Niere und Darm sind zu einem Großteil für den natürlichen Detox zuständig, aber auch Haut und Lunge spielen dabei eine wichtige Rolle.
Wir kennen es vor allem von der Leber, dass sie giftige Stoffe umwandelt und diese Substanzen werden in einem speziellen Teil des Blutkreislaufes abgegeben und durch die Niere mit dem Urin ausgeschieden. So werden ganz natürlich Alkohol, Drogen und auch Medikamente abgebaut.
In der wissenschaftlichen Medizin beschreibt Detox den Vorgang, bei dem Gifte oder Drogen aus dem Körper entfernt werden. Das kann durch die Organe passieren oder durch eine Blutreinigung.
Im Lifestyle Bereich – also bei der Ernährung – ist es jedoch ein Marketing Gimmick. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege, dass durch eine bestimmte Ernährung Giftstoffe im Sinne der Detoxifikation aus dem Körper entfernt werden.
Warum machen wir dann einen Detox?
Der Detox, den wir kennen, ist eher mit einer gesunden und ausgeglichenen Ernährung zu vergleichen. Es basiert oft auf Gemüse, Obst oder Säften, die wir über einen bestimmten Zeitraum zu uns nehmen. Anstatt morgens Brötchen mit Nutella zu essen, kippen wir uns einen Smoothie aus Spinat und Ananas in den Rachen. Dadurch geben wir dem Körper mehr Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Ballaststoffe und der Körper wird wieder leistungsfähiger.
Je schlechter man sich im Alltag vor dem „Detox“ ernährt hat, umso größer wird der Effekt sein, den man spüren kann. In dieser Kur ernährst du dich optimal. Dein Körper hat mehr Energie und du fühlst dich revitalisiert – bis nach 3 Tagen deine Kur beendet ist, weil du dich wie neu geboren fühlst.
Länger sollte man eine Saft oder Smoothie Detox Kur auch nicht machen. Die meisten verfolgen bestimmte Ziele mit einem Detox und das ist nicht das Entgiften – was ja auch nicht funktioniert. Die meisten wollen abnehmen. Doch wenn man sich 3 bis 5 mal am Tag eine sehr hohe Portion Fruchtzucker genehmigt – weil man ja auch satt werden will – wird man eher zunehmen.
Natürlich findet man viele Nährstoffe und Antioxidantien in Smoothies und Säften, die deinen Körper in seiner Arbeit unterstützen werden. Du wirst auch deinem Magen und Darm eine Auszeit gönnen können, wenn du für eine gewisse Auszeit auf festes Essen verzichtest, aber es ist keine Wunderwaffe zum „Entschlacken oder Abspecken“.
Was lernen wir daraus?
Ganz wichtig: Es gibt keine Wundermittel oder Pillen zum Abnehmen, Entgiften, Entwässern oder sonstigem.
Ein Detox mit frischen Lebensmitteln gibt dir mehr Energie, wodurch man durchaus denken könnte, dass Gifte den Körper verlassen. Allerdings kommen diese Effekte nur davon, dass man sich für einen Zeitraum mal ausgewogenen und gesund ernährt hat. Diese Kur sollte der Standard sein – nicht Fast Food, Koffein, Nikotin oder Alkohol.
Wer sich im Alltag ausgewogen ernährt, braucht kein Detox und auch keine Diät. Dann kommt auch nicht der Jojo Effekt nach dem Detox.